China liberalisiert Nutzfahrzeug-Markt

Die Kapitalbeteiligungsgrenzen für ausländische Hersteller von Nutzfahrzeugen in China fallen: Die ersten ausländischen Hersteller haben bereits höhere Joint-Venture-Anteile angekündigt.


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Die Zahlen, welche die chinesische Zollverwaltung Mitte Juli kommuniziert hat, machen Mut: Trotz der globalen Corona-Krise hat sich Chinas Aussenhandel bereits wieder «überraschend gut erholt», wie auch die Schweizer Medien berichtet haben. Exporte und Importe der grössten Handelsnation seien im Juni erstmals wieder im Plus gelegen, wie Chinas Zollverwaltung berichtete.

Doch die Wirtschaft blickt nicht erst seit der Corona-Pandemie und wegen der wirtschaftlichen Bedeutung für die hiesigen Unternehmen gespannt auf China. Längst hat China auch im Nutzfahrzeugmarkt eine führende Rolle inne, wenngleich Daimler mit rund 400'000 jährlich weltweit zugelassenen Fahrzeugen nach wie vor als weltweit grösster Truck-Hersteller gilt.

Dennoch: Die jetzt bekannt gewordene Ankündigung wird auch für den europäischen Nutzfahrzeugmarkt Folgen haben: China hat mit einem weiteren wichtigen Schritt seine Autoindustrie liberalisiert. Am 23. Juli sind für ausländische Hersteller von Nutzfahrzeugen die Kapitalbeteiligungsgrenzen gefallen. Damit dürfen ausländische Konzerne in China im Bereich Nutzfahrzeuge die Mehrheit an Joint Ventures halten oder sogar zu 100 Prozent besitzen.

Nutzfahrzeugindustrie von der «Negativliste für Investitionen» gestrichen

Angekündigt hat diesen Schritt die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Demnach wurde die sogenannte «Negativliste», also die Auflistung jener Industrien, in denen Investitionen aus dem Ausland in China entweder eingeschränkt oder verboten sind, aktualisiert. Dabei wurden für Nutzfahrzeuge gewisse Beschränkungen aufgehoben.

Westliche Regierungen und Industrieverbände hatten China seit langem gedrängt, den Marktzugang für ausländische Firmen in China zu verbessern und die Negativlisten zu verkürzen oder abzuschaffen.

Damit fallen auch die Kapitalbeschränkungen bei Nutzfahrzeugs-Herstellern weg, mit denen sich europäische Nutzfahrzeug-Hersteller an Joint-Venture mit chinesischen Unternehmen beteiligen können. Letztlich wäre es denkbar, dass europäische Unternehmen die Mehrheit an den chinesischen Unternehmen übernehmen. Zahlreiche Fahrzeugbauer haben gemäss Medienberichten denn auch bereits angekündigt, dass sie ihre Beteiligungen an den bestehenden Joint-ventures erhöhen wollen.

Engagement in China

Von den europäischen Truck-Herstellern haben sich einige bereits in China engagiert. Dazu gehört beispielsweise Beiqi Foton, ein Konsortium des Daimler-Konzern und des chinesischen Automobilproduzenten BFDA. Das Unternehmen produziert mittelschwere und schwere Nutzfahrzeuge der Marke Foton Auman (Foto), von denen bereits 2017 weltweit rund 134'000 Exemplare zugelassen worden sind.

Und die schwedische Volvo-Gruppe ist heute bereits Grossaktionärin der Lastwagen-Sparte des chinesischen Automobil-Konzerns Dongfeng, der im PW-Bereich selbst an Peugeot/Citroën beteiligt ist. Dongfeng bringt jährlich über 175'000 Fahrzeuge auf den Markt.

Die Volkswagen-Tochter MAN schliesslich hat sich an der China National Heavy Duty Truck Group beteiligt. Das gemeinsame Unternehmen Sinotruck hat 2017 bereits über 200'000 Nutzfahrzeuge auf den globalen Markt gebracht.

 

Quelle: https://www.automobil-industrie.vogel.de/china-liberalisiert-seinen-markt-fuer-nutzfahrzeuge-a-947442/


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