Coronakrise: Historischer Markteinbruch
Coronavirus hat dem April einen Platz in den Geschichtsbüchern der Schweizer Automobilbranche beschert. Gerade einmal 9'382 neue Personenwagen sind im vergangenen Monat auf die Strasse gekommen – 67,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch wenn auto-schweiz die offiziellen Zahlen für die Nutzfahrzeuge noch nicht veröffentlicht hat, so ist zu befürchten, dass es dort mit einer gewissen Verzögerung nicht viel besser aussieht.


Der kumulierte Marktrückgang im Automarkt seit Jahresbeginn liegt bei 35,6 Prozent. Während in den ersten vier Monaten 2019 100'685 Einlösungen neuer Personenwagen registriert wurden, waren es in diesem Jahr lediglich 64'834. Seit Beginn des Lockdowns Mitte März wurden an einem durchschnittlichen Arbeitstag rund 800 Autos weniger zugelassen als üblich.
Der hohe Anteil an Alternativ-Antrieben im ersten Quartal von 21,2 Prozent, wovon am Stromnetz aufladbare Modelle mit 9,8 Prozent knapp die Hälfte ausmachen, ist erfreulich. Allerdings dürften im weiteren Jahresverlauf sowohl die Nachfrage als auch die Lieferbarkeit bei Elektroautos und Plug-in-Hybriden in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Coronakrise könnte dazu führen, dass bei Anschaffungen in den kommenden Monaten eher auf günstigere Modelle ohne Elektromotor zurückgegriffen wird. Zudem ist der Lagerbestand an «Steckerfahrzeugen» produktionsbedingt sehr niedrig.
Düstere Aussichten für Automobilindustrie im 2020
Die Monate März bis Juni gehören zu den wichtigsten Monaten im Fahrzeuggeschäft. Nicht nur bei Personenwagen liegen hier die monatlichen Neuzulassungen üblicherweise höher als im Jahresdurchschnitt, sondern auch bei Nutzfahrzeugen. «Jeden Abschluss, jede Fahrzeugübergabe, die ein Händler im Frühjahr nicht gemacht hat, ist im späteren Jahresverlauf kaum mehr aufzuholen», konstatiert Christoph Wolnik, Mediensprecher von auto-schweiz. Das treffe auch auf das Corona-Jahr 2020 zu. «Wir können aus heutiger Sicht noch nicht abschätzen, ob es im weiteren Jahresverlauf Nachholkäufe geben wird.
Der Markteinbruch dürfte auch am Nutzfahrzeugsektor nicht spurlos vorübergegangen sein. Wenngleich auto-schweiz noch keine offiziellen Zahlen publiziert hat, so ist doch davon auszugehen, dass es auch bei den Nutzfahrzeugen 2020 zu einem Einbruch kommen dürfte. Dabei dürften viele Fahrzeugbauer und Nutzfahrzeughändler im ersten Quartal noch vom guten Bestellungseingang des letzten Jahres profitiert haben. Der anfängliche Optimismus könnte aber auch hier bald verflogen sein, zumal die Wirtschaft vom «Lockdown» massiv getroffen worden ist. Manches Unternehmen dürfte unter diesen Voraussetzungen ursprünglich geplante Investitionen vorerst einmal zurückgestellt haben.