DHL und Scania testen E-Lkw mit kraftstoffbetriebenem Stromgenerator für grössere Reichweiten
DHL Group und der Nutzfahrzeughersteller Scania haben gemeinsam einen E-Lkw mit einem kraftstoffbetriebenen Generator für höhere Reichweiten und bessere Energiereserven entwickelt. Dadurch wird es möglich, auf batteriebetriebene Strassenfahrzeuge umzusteigen, ohne auf eine vollständige Ladeinfrastruktur warten zu müssen.

DHL und Scania testen E-Lkw mit kraftstoffbetriebenem Stromgenerator für grössere Reichweiten
- Elektrofahrzeuge mit Range Extender als mögliche Übergangslösung auf dem Weg zur Skalierung vollelektrischer Lkw und dem Aufbau der erforderlichen Ladeinfrastruktur
- Das gemeinsam entwickelte „Extended Range Electric Vehicle“ (EREV) wird ab sofort im Unternehmensbereich Post & Paket Deutschland für den Pakettransport in Berlin eingesetzt
- Gemeinsamer Aufruf zu politischer Unterstützung: „Das Perfekte darf nicht der Feind des Guten sein“
- DHL CEO Tobias Meyer: „Wir sehen dies als sinnvolle und praxistaugliche kurzfristige Lösung für eine deutliche Verringerung der CO2e-Emissionen im Strassengüterverkehr. Derartige Emissionsreduktionen sollten sich in den Strassennutzungsgebühren und den CO2-Flottengrenzwerten der EU entsprechend widerspiegeln”
Vollelektrische Fahrzeuge sind zwar die ultimative Lösung für ein nachhaltiges Verkehrssystem, und die Umstellung auf Elektrofahrzeuge muss noch schneller vorangetrieben werden. Aktuell scheitert die zügige Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs aber an mehreren Faktoren, darunter fehlende Ladepunkte, hohe Kosten für das Vorhalten ausreichender Ladekapazitäten in den Depots zu saisonalen Spitzenzeiten, die Netzbelastung und hohe Strompreise zum Beispiel an windstillen Wintertagen. Hier bietet das „Extended Range Electric Vehicle“ (EREV) von DHL und Scania eine Lösung. Der E-Lkw mit Reichweitenverlängerer hilft, diese Hindernisse zu überwinden, und kann zu 80 bis 90 Prozent mit erneuerbarer Energie fahren.
Der neue E-Lkw wird ab Februar im Unternehmensbereich Post & Paket Deutschland für den Pakettransport in Berlin eingesetzt und dort mehrere Monate intensiv getestet, bevor ggf. weitere Fahrzeuge für die DHL-eigene Flotte angeschafft werden. Der kraftstoffbetriebene Generator ersetzt einen der Akkus in einem vollelektrischen Lkw, der für die meisten Routen nicht benötigt wird. Das reduziert die Reichweite im Akkubetrieb, sorgt aber für eine Energiereserve für die genannten Szenarien. Das Fahrzeug hat so eine Reichweite von 650 bis 800 Kilometern (abhängig von den Ergebnissen des Testbetriebs in Berlin) und kann bei Bedarf an jeder herkömmlichen Tankstelle betankt werden. Zum Vergleich: Die modernsten und branchenführenden vollelektrischen E-Lkw von Scania haben eine Reichweite von 550 Kilometern bei gleichem Maximalgewicht.
Tobias Meyer, Vorstandsvorsitzender der DHL Group: „Es wird noch etwas dauern, bis die nötigen Voraussetzungen für eine vollständige Umstellung auf batterieelektrische Lkw, vor allem in einem so grossen System wie dem deutschen DHL-Paketnetz, geschaffen sind – durch ein ausreichend robustes Stromnetz, eine verlässliche Ökostromversorgung und eine flächendeckende Ladeinfrastruktur. Anstatt darauf zu warten, arbeiten DHL und Scania gemeinsam an einer pragmatischen Lösung, die eine nachhaltigere Logistik ermöglicht und die CO2e-Emissionen um mehr als 80 Prozent reduziert. Als sinnvolle, praxistaugliche Technologie kann dieses Fahrzeugkonzept einen direkten Beitrag zur kurzfristigen Verringerung der Treibhausgasemissionen im Güterverkehr leisten. Derartige Emissionsreduktionen sollten sich in den Strassennutzungsgebühren und den CO2-Flottengrenzwerten der EU entsprechend widerspiegeln. Wir sehen diese Kooperation als Beispiel eines erfolgreichen Innovationsprojektes von zwei Unternehmen, die sich dem aktiven Beitrag zum Klimaschutz verschrieben haben.“
Der EREV wurde von Scania Pilot Partner entwickelt, das neue Technologien und Lösungen erforscht, in diesem Fall zusammen mit dem strategischen Partner DHL. Elektrofahrzeuge mit Reichweitenverlängerer sind eine vielversprechende Übergangslösung, die insbesondere dort, wo es an der nötigen Infrastruktur fehlt und andere Voraussetzungen für eine Umstellung auf vollelektrische Fahrzeuge nicht gegeben sind, eine bedeutende Reduktion der CO₂e-Emissionen ermöglicht. Die EU und die Länder sollten dieses Konzept gutheissen und durch eine angemessene Berücksichtigung der realistischen Emissionsintensität und entsprechend geringere Strassennutzungsgebühren fördern.
Christian Levin, CEO Scania: „Die Zukunft ist elektrisch, aber auf dem Weg in diese Zukunft darf das Perfekte nicht der Feind des Guten sein. Das von uns gemeinsam mit DHL entwickelte Fahrzeug ist ein Beispiel für mögliche Übergangslösungen, die die Dekarbonisierung des Lkw-Verkehrs bis zur vollständigen Elektrifizierung des Verkehrswesens weiter vorantreiben können. Eine effektive Klimawende setzt voraus, dass derartige Lösungen auf politische Akzeptanz stossen und durch höhere Investitionen in den Ausbau der öffentlichen Infrastruktur und die Schaffung der erforderlichen Rahmenbedingungen unterstützt werden.“
Der EREV ist ein 10,5 Meter langer Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 40 Tonnen, der von einem 230-kW-Elektromotor (295 kW Peak) angetrieben wird. Die Energie kommt von einer 416-kW/h-Batterie und einem kraftstoffbetriebenen 120-KW-Generator. Durch diesen – der zunächst mit Benzin und später mit erneuerbarem Diesel / HVO betrieben wird – erhöht sich die Reichweite des Lkw auf bis zu 800 Kilometer. EREVs können mit einer Software ausgestattet werden, die die Nutzung des kraftstoffbetriebenen Generators einschränkt. Dadurch können die Treibhausgasemissionen reduziert und auf ein bestimmtes Niveau begrenzt werden. Die Höchstgeschwindigkeit des Lkw beträgt 89 km/h, das Fassungsvermögen liegt bei rund 1‘000 Paketen (Volumen einer Wechselbrücke). Ausserdem kann der Lkw einen Anhänger mit einer weiteren Wechselbrücke ziehen. Das Fahrzeug soll im sogenannten „Hauptlauf“ für den Pakettransport vom Paketzentrum Ludwigsfelde bei Berlin in andere Paketzentren in der Region eingesetzt werden.
Die Deutsche Post AG und Scania CV AB haben am 19. September 2024 ein Patent auf diese Technologie beim Deutschen Patent- und Markenamt in München angemeldet.
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Scania ist ein weltweit führender Anbieter von Transportlösungen. Gemeinsam mit unseren Partnern und Kunden treiben wir den Wandel hin zu einem nachhaltigen Transportsystem voran. Im Jahr 2023 haben wir 91‘652 Lkw, 5‘075 Busse und 13‘871 Industrie- und Schiffsenergiesysteme an unsere Kunden ausgeliefert. Unser Gesamtnettoumsatz betrug im Jahr 2023 mehr als 204 Milliarden SEK, wovon etwa 20 Prozent auf Dienstleistungen entfielen. Scania wurde 1891 gegründet, ist heute in mehr als 100 Ländern tätig und beschäftigt rund 58‘000 Mitarbeiter. Forschung und Entwicklung werden weltweit durchgeführt. Unser Hauptstandort befindet sich in Södertälje, Schweden. Die Produktion erfolgt in Europa und Lateinamerika mit regionalen Produktzentren in Afrika und Asien. Scania ist Teil der TRATON GROUP. Weitere Informationen finden Sie unter: www.scania.com.