Euro NCAP: Viel fehlt nicht für den fünften Stern
Euro NCAP verschärft laufend die Kriterien fürs Sicherheitsrating. So kostet ein fehlendes Velo-Notbremssystem dem neuen Opel Mokka den fünften Stern. Dem Renault Kangoo wiederum fehlt es an maximalem Schutz beim Seitenaufprall.


Standardisierte, öffentlichkeitswirksame Auto-Sicherheitstests wie Euro NCAP, werden kritisch gesehen. Zum einen formen sie für Fahrzeughersteller Anreize, ihre Autos exakt auf die Prüfparameter auszulegen. Zum zweiten werden die Kriterien laufend strenger. Das ist nachvollziehbar, weil technische Sicherheit nicht ein theoretischer, allgemeingültiger Wert, sondern vom Stand der Technik abhängig ist. Die Folge ist aber eine gewisse Unübersichtlichkeit, weil die Sterne von einst (Euro NCAP vergibt einen bis fünf Sterne, 5 gilt als top) schnell verblassen.
So wurde der erste Opel Mokka 2012 von den Sicherheitsexperten hoch gehandelt. Die zweite Generation des kompakten Crossovers, letztes Jahr lanciert, schneidet immer noch gut ab, verpasst aber den fünften Stern. Dabei ist die zweite Generation, jetzt basierend auf der Stellantis-übergreifenden Plattform CMP, nicht weniger sicher, im Gegenteil.
Strenger Euro NCAP Generalsekretär
Doch längst braucht es für gute Noten nicht bloss ein steifes und zielgerichtet Energie absorbierendes Chassis, heute müssen auch diverse elektronische Assistenzsysteme über die Fahrzeuginsassen wie auch über andere Verkehrsteilnehmer wachen.
Diesbezüglich stellt Michiel van Ratingen fest, Generalsekretär von Euro NCAP: «Stellantis scheint allgemein niedrigere Sicherheitsstandards zu billigen. Dem Mokka fehlen einige wichtige Sicherheitssysteme. Das aktuelle Modell wurde mit bescheideneren Ambitionen entwickelt als sein Vorgänger.» Upps, fehlt nur noch, dass er angefügt hätte: … als Opel eben noch ein echter Opel war… Der Mokka teilt sich die Plattform mit Citroëns C4 und e-C4.
Wo sündigt denn der kleine Opel? Beim Insassenschutz könnte man die nicht erhältlichen Knie- und Beckenairbags bemängeln. Bei der Aktivsicherheit fehlt ein Rückwärtsfahr-Notstopp und das Notbremssystem für verletzliche Teilnehmer erkennt Velofahrer nicht.
Vier Sterne auch für Renault Kangoo
In seiner jüngsten Test-Runde hat sich Euro NCAP auch den Minivan Kangoo von Renault zur Brust genommen. Der Notbremsassistent hat auch Velofahrer auf dem Radar. Abzüge kriegt das Familienauto hingegen beim Seitenaufprallschutz.
Quasi «am grünen Tisch» hat Euro NCAP weitere Einstufungen vorgenommen. So «erben» die Kompakt-Crossover Mercedes-Benz GLA und Mercedes-EQ EQA die 5-Sterne-Klassifizierung ihrer technischen Basis, der Mercedes-Benz B-Klasse. Da dessen Test 2019 stattfand, ist es allerdings ein 2019er Fünf-Sterne-Kranz. Ausserdem erhält der Cupra Leon die 2020er Sterne (ebenfalls 5) des Seat Leon. Da wäre sie wieder, die NCAP-Unübersichtlichkeit.
5 Sterne für Premiummarke aus Korea
Erst gut einen Monat alt und deshalb noch topaktuell sind die zwei ersten Euro-NCAP-Einstufungen des südkoreanischen Europa-Newcomers Genesis. Die Edelmarke von Hyundai holte sowohl für die Limousine G80 wie den SUV GV80 fünf Sterne. Die Koreaner patzern weder bei der aktiven noch der passiven Sicherheit. So straffen sich die Sicherheitsgurte vor einem erwarteten Aufprall, für Kopf und Hüfte lösen separate Airbags aus.