Externe Kosten des Verkehrs – auch per Velo
Die zuständigen Bundesämter haben ausgerechnet, dass die externen (sprich: ungedeckten) externen Kosten der Mobilität im letzten Jahrzehnt gestiegen sind. Erstaunlich, dass dazu selbst der Veloverkehr beiträgt.


Mit einiger Verzögerung liefert das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) jeweils den Bericht über die externen Kosten und Nutzen des Verkehrs in der Schweiz ab. Der aktuellste, für 2018, sieht unter dem Strich externe Kosten von 13,7 Mrd. Franken vor. 2010 waren es noch 12,0 Milliarden.
Über Treibstoffpreise oder Bahn-Billettes werden ein Teil der Verkehrskosten abgedeckt. Daneben gibt es Kosten, die zwar durch die Mobilität verursacht werden, sich aber nicht im Preis für die Mobilität niederschlagen. Diese so genannten externen Kosten fallen als Folge von Schäden in der Umwelt, bei Unfällen und bei der Gesundheit an. Getragen werden sie von Dritten, der Allgemeinheit oder zukünftigen Generationen. Zu den externen Kosten gezählt werden u.a. Unfallfolgen, Schäden an Natur und Landschaft oder die Luftverschmutzung (Gebäudeschäden, Ernteausfälle, Waldschäden, verursacht nicht mehr durch die früheren Verdächtigen wie Russ oder Stickoxide, sondern durch Feinstaub). Soweit die Definition.
Über recht komplexe Berechnungen kommt man beispielsweise fürs Jahr 2018 auf 87'600 Tonnen Ernteausfall einzig beim Getreide (das wären knapp 10 % der gesamten Produktion) oder auf 39'800 Tage mit Asthmasymptomen bei Kindern, beides aufgrund der Luftverschmutzung.
Eher kein Thema: externer Nutzen
Kaum die Rede ist vom externen Nutzen. Einst wurde argumentiert, so etwas existiere gar nicht. Im Bericht ist nun zumindest vom externen Nutzen des Fussverkehrs die Rede, in Form von Fitness- und Gesundheitsgewinn.
Benefits scheint es nur für den Fussverkehr zu geben. Dabei könnte man durchaus erwägen das Glück zu beziffern, das durch dank Mobilität ermöglichter sozialer Kontakte entsteht. Oder ein Forscher könnte versuchen den Nutzen abzuschätzen, den die heutige Wirtschaftsweise (und ihre durchaus geschätzten Vorzüge in Form von Wohlstand) hervorbringt, die ohne effiziente Mobilität ja gar nicht möglich wäre.
71 % der externen Kosten gehen gemäss Bericht aufs Konto des privaten motorisierten Strassenverkehrs. Der Schwerverkehr reduziert seine ungedeckten Kosten zu etwa einem Drittel über die LSVA.
Auto gemessen an Fahrleistung recht gut
Interessant ist die Berechnung des externen Nutzens pro Verkehrsart und Personenkilometer (Pkm). Im Personenverkehr verursachte der motorisierte Privatverkehr auf der Strasse 2018 externe Kosten von 7.8 Rp. pro Pkm, der öffentliche Strassenverkehr schliesst mit 6.6 Rp. pro Pkm nicht viel besser ab. Der Kostensatz des Schienenverkehrs liegt bei 3.5 Rp. pro Pkm. Beim Veloverkehr sind die externen Kosten (vor allem selbst verursachte Unfallkosten) höher als die externen Nutzen, so ergeben sich netto Kosten von 4.5 Rp. pro Personenkilometer, also keineswegs um Welten besser als fürs Auto.
Wachstum geht weiter, so die Prognose
Die im Bereich Mobilität engagierten Bundesämter (ARE, BAFU und ASTRA) gehen davon aus, dass das Verkehrsgeschehen in der Schweiz weiter deutlich zulegt, getrieben durch das weitere prognostizierte Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaftsleistung. In den vorläufig noch gültigen Verkehrsperspektiven 2040 (ein Update 2050 soll diesen Herbst erscheinen) sieht das Referenzszenario ein Wachstum von 25 % beim Personen- und 37 % beim Gütertransport. Tendenziell wird beim Personenverkehr der Freizeitverkehr stärker zunehmen als der Arbeitsverkehr, bewältigt durch ein starkes Wachstum beim ÖV und einem vergleichsweise bescheidenen beim motorisierten Individualverkehr.
Weiterführende Informationen finden sich in folgender Quelle: Externe Kosten und Nutzen des Verkehrs