Tiefrote Halbjahresbilanz am Nutzfahrzeugmarkt
Die Coronakrise ist in der Schweiz endgültig auf dem Nutzfahrzeugmarkt angekommen: Die Märkte für leichte und schwere Nutzfahrzeuge verlieren pandemiebedingt rund einen Viertel ihres Volumens. Insgesamt wurden in den ersten sechs Monaten 18'353 Nutzfahrzeuge eingelöst, im ersten Halbjahr 2019 lag diese Zahl noch bei 23'391.


Noch 2019 konnte der Schweizer Nutzfahrzeugmarkt schöne Rekorde verbuchen: Insgesamt 44'573 neue Nutzfahrzeuge wurden 2019 in der Schweiz in Verkehr gesetzt. Damit war der Nutzfahrzeugmarkt im Vergleich zum Vorjahr um 7,1 Prozent gewachsen. Lieferwagen (und Camper) waren dabei besonders stark gesucht und schlossen jeweils auf Rekordniveau ab. Die schweren Nutzfahrzeuge konnten ihr hohes Niveau der beiden Vorjahre weitgehend halten.
Doch jetzt wird klar: Die Partylaune ist längst der Katerstimmung gewichen – nicht nur in der Schweiz. Nachdem beispielsweise der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) bereits anfangs Jahr kommunizierte, die Branche sei mit nachlassender Dynamik gestartet, ist jetzt die Coronakrise endgültig am Nutzfahrzeugmarkt angekommen.
Sowohl für Personenwagen als auch für leichte Sachentransportfahrzeuge geht die Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure von einem Minus von knapp 25 Prozent aus. Für die schweren Sachen- sowie die Personentransportfahrzeuge werden aufgrund der jeweiligen geringen Marktgrösse keine Prognosen erstellt.
Tatsache ist: Bereits nach sechs Monaten haben die leichten Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht dieses Rückgangsniveau erreicht: Mit 12'948 Immatrikulationen von Lieferwagen und Co. liegt dieses Segment 4'104 Einheiten oder 24,1 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 im Minus. «Verständlicherweise», so hält auto-schweiz in einer Medienmitteilung fest, «stellen viele Unternehmen in Krisenzeiten die Neuanschaffung oder den Ersatz von Fahrzeugen zurück.» Lieferschwierigkeiten aufgrund von Werksschliessungen zum Höhepunkt der ersten Welle der Pandemie im März und April hätten ein Übriges zur schwierigen Marktlage beigetragen.
Es könnte noch schlimmer kommen
Ähnlich ist die Situation bei den schweren Sachentransportfahrzeugen. Lediglich 1'869 Lastwagen und Sattelschlepper sind im ersten Halbjahr auf die Strasse gekommen, 767 oder 29,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Viele dieser Fahrzeugauslieferungen gehen aber noch auf Bestellungen aus dem Jahr 2019 zurück, da Trucks entsprechend lange Liefer- und Aufbauzeiten haben. Die gesamten Auswirkungen der COVID-19-Pandemie werden in diesem Segment deshalb erst später im Jahresverlauf sichtbar werden. Oder anders formuliert: Es könnte noch schlimmer kommen.
Einzig die Zahl an Einlösungen von Wohnmobilen, Bussen, Cars und anderer Fahrzeuge ist mit 3'536 im ersten Halbjahr kaum zurückgegangen. Das Minus zum Vorjahr beträgt lediglich 167 Immatrikulationen oder 4,5 Prozent. Eine mögliche Erklärung liegt in der nach wie vor hohen Nachfrage nach Campingmodellen, die mit 3'241 neuen Fahrzeugen das Gros dieses Segments ausmachen und lediglich ein Prozent im Rückstand sind. «Die Reiseform des Campens scheint sich gerade in Corona-Zeiten wachsender Beliebtheit zu erfreuen», erklärt sich auto-schweiz-Mediensprecher Christoph Wolnik dieses Phänomen. «Kein Wunder, ist man in einem Wohnmobil doch relativ gut vor einer Ansteckung geschützt. Gleichzeitig geniesst man die Freiheit, einen Tapetenwechsel vollziehen zu können.»
Die detaillierten Nutzfahrzeug-Zahlen nach Segmenten und Marken stehen unter www.auto.swiss zur Verfügung.