Überholt Mary schon bald Elon?

Er, Elon Musk, baute eine innovative Automarke aus dem Nichts. Sie, Mary Barra, baut einen traditionsreichen Autokonzern grundlegend um. Die Börse belohnt beide mit steigenden Kursen.


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In den USA spricht man gerne auch Chefs mit dem Vornamen an. So sei die Frage schon erlaubt, wer denn der beste Automanager im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sei: Elon oder vielleicht doch Mary?

Eine Marke aus dem Nichts aufzubauen und innert eines Jahrzehnts zum nach Börsenwert mit Abstand wertvollsten Autohersteller der Welt aufzubauen, ist gewiss in mannigfacher Hinsicht ein Husarenstreich. Damit hat Tesla-Chef Elon Musk den Status erreicht, den einst Apple-Gründer Steven Jobs besass, und zu einem der reichsten Menschen der Welt hat es ihn auch gemacht.

Doch es ist auch keine Kleinigkeit, aus einem organisch gewachsenen Multimarken-Autokonzern, der in der Finanzkrise von 2008/2009 noch mit Staatshilfe vor dem Aus gerettet werden musste, ein zukunftsorientiertes und -fähiges Unternehmen zu zimmern, dessen Börsenwert innert zehn Monaten um 185 % zulegte, wie die NZZ unlängst anerkennend vermerkte. Ein Umstand, den das Traditionsblatt zur Frage veranlasste, ob eigentlich General Motors in Wahrheit «der richtige Tesla» sei.

Die Börse honoriert den Wandel von General Motors GM

Anleger scheinen zu glauben, dass der Wandel von der soliden Eisenschmiede aus Detroit zum Hersteller von Elektromobilen und Anbieter neuer Mobilitätskonzepte gelingen kann. Bis 2025 sollen unter den Marken Cadillac, GMC, Chevrolet und Buick 30 neue, vollelektrische Modelle auf den US-Markt kommen. Tesla hat derzeit vier Modelle im Angebot.

Dieses Jahr steht den amerikanischen Pickup-Fans ein spannendes Duell bevor. Tesla lanciert Ende Jahr den optisch umstrittenen, wie ein Panzerwagen gestylten Cybertruck, General Motors kontert mit dem Hummer EV. Übermotorisiert werden sie beide sein: Keine Leichtgewichte und doch Beschleunigungswerte der Topmodelle um 3,0 s von 0 auf 100 km/h.

Eigene Batterieentwicklung

Mit Tesla gemein hat GM auch, dass man das Kernelement jedes batterieelektrischen Autos, die Batterie eben, nicht in Fernost einkauft, sondern selbst entwickelt und fertigt. Ultium nennt das Unternehmen die Technologie, die jetzt in zweiter Generation entwickelt, 2025 marktreif und Reichweiten bis gut 700 km ermöglichen soll.

Wird GM bald sogar mehr Elektroautos als Tesla veräussern, werweisst die NZZ. Die Antwort auf diese Frage sei offen. Sicher sei dagegen, «dass die Erwartungen an Tesla angesichts der unglaublich hohen Bewertung an der Börse unheimlich hoch sind, die an GM sind dagegen bis jetzt eher bescheiden. Der Traditionsanbieter, der zu Veränderung bereit ist, hat jedoch im Vergleich mit dem Newcomer einige wichtige Vorteile – er hat Erfahrung in der Serienproduktion qualitativ hochwertiger Fahrzeuge, und er verfügt über ein starkes Händlernetz in Verbindung mit der entsprechenden Ersatzteilversorgung und Reparaturservices.»

Auch im anderen, nebst der Elektromobilität vermutlich matchentscheidenden Spielfeld der Zukunft, dem Autonomen Fahren, trödelt GM nicht. Die 2016 für 1 Mrd. Dollar übernommene Tochter Cruise arbeitet schon länger an der entsprechenden Software und verfügt in Kalifornien über die Lizenz, autonome, also fahrerlose Fahrzeuge einzusetzen. In San Francisco hat er sogar schon probeweise damit begonnen. Mit der Supermarktkette Walmart besteht ein Vertrag für fahrerlose Fahrzeuge, um die Online-Bestellungen abarbeiten zu können. Damit die selbstfahrenden Autos ihre Ziele auch finden, hat sich GM mit Microsoft zusammengetan. Der IT-Riese bringt sowohl Know-how wie Kapital ein. Vermutlich ebenfalls ein kluger Zug: Mit der relativ jungen GM-Sparte Brightdrop sollen Cloud-basierte Softwaretools für Flottenmanagement lanciert werden. Gerade in Corona-Zeiten ist es leicht vorstellbar, dass der Bereich der Paket- und Lebensmittellieferungen weiter kräftig wachsen könnte, aber auch nach effizienten Lösungen bedarf.

Mary Barra: Ein GM-Urgestein

Das sind alles Themen, die Mary Barra kaum auf der Rechnung hatte, als sie ihre Laufbahn bei GM begann. 1980 ging sie bei Pontiac in die Lehre, absolvierte später Studien in Electrical Engineering und Wirtschaft. Seit Anfang 2014 ist sie CEO, seit 2016 auch Chairman von GM. Mit ihrer für heutige Verhältnisse ungewöhnlichen, firmeninternen Karriere verkörpert Mary T. Barra gewissermassen die Wandlungsfähigkeit von GM. Elon Musk derweil trägt das Label «Disruptor» seit eh als zweiten Vornamen.

 

Quelle: https://www.elektroauto-news.net/2020/gm-beschleunigt-e-mobility-plaene-30-eauto-modelle-bis-2025

 

 


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